»eSportler betreiben das Spielen mit klarem Plan und Zielen«

Computerspiel ist für die meisten eine unterhaltsame oder spannende Freizeitbeschäftigung. Sie kann aber auch ein Sport sein, eben ein elektronischer Sport (eSport). Millionen von Spieler*innen messen sich täglich in virtuellen Sportturnieren, sei es im Fußball, Basketball oder Tennis. Einer der erfolgreichen eSportler*innen im Fußball ist Alexander »bono« Rauch, 28 Jahre. Alexander Rauch ist mit seiner Online-Mannschaft schon dreimal Deutscher Meister und einmal Europameister im FIFA-Computerspiel geworden. Um so erfolgreich zu spielen, ist tägliches, konzentriertes Training erforderlich, das allerdings etwas ganz anderes ist als stundenlanges Zocken.

Seit wann spielen Sie am PC oder an der Konsole?

Die ersten Erfahrungen habe ich, sofern ich mich recht erinnere, im Grundschulalter gemacht. Das erste richtige Computerspiel, an das ich mich noch gut erinnern kann, kam zur Fußball-WM 2002, da war ich dann zehn Jahre alt.


Wie haben Ihre Eltern das Spielen an PC oder Konsole gesehen? Gab es Regeln?

Da sie selbst nicht so aufgewachsen waren und moderne Technik grundsätzlich eher kritisch betrachten, gab es für meinen jüngeren Bruder und mich schon immer einen recht strengen Rahmen. Entsprechend durften wir pro Tag maximal eine Stunde vor einem Bildschirm verbringen, dazu zählte auch der Fernseher. Das blieb auch bis in meine Jugend so.


Wie kamen Sie dann zum FIFA spielen?

Ausschlaggebend war ganz klar mein Interesse am Fußball selbst. Da musste man sich vorm Rechner dann auch nicht in ein großes, neues Regelwerk einlesen, denn wenn man das einmal im Fußball draufhat, weiß man auch sofort, wie FIFA funktioniert. Mein Bruder ist ebenfalls ein fußballbegeistertes Kerlchen, da lag das als gemeinsame Spielzeit einfach nahe.


Was ist notwendig, um eine gute Spieler*in zu werden?

Training, ein tiefes Verständnis vom Spiel selbst, Technik, Disziplin und in Drucksituationen die Ruhe zu bewahren. Außerdem, und das wird oft vernachlässigt, gehört auch eine gewisse Portion Talent dazu. Es baut also insgesamt viel auf einigem an Arbeit auf.


Wie viel Training ist notwendig, um schließlich in deutschen oder internationalen Wettbewerben anzutreten?

Als mindestens notwendig würde ich ein bis zwei Stunden täglich an konzentrierter Trainingsarbeit empfehlen, aufgeteilt in zwei Einheiten. Wenn man nicht mehr in der Lage ist, die maximale Konzentrationsleistung aufzubringen, bringt Training in aller Regel nicht mehr allzu viel.


Wie viele Zuschauer*innen haben solche Wettbewerbe?

In der vergangenen Saison der Virtuellen Bundesliga wurden pro Spieltag einige hunderttausend Menschen als Zuschauer*innen erreicht. Je nachdem in was für Spiele man schaut (zum Beispiel LoL, CSGO, Dota), geht diese Zahl auch gut und gerne in die Millionen.


Lässt sich als eSportler*in wie im realen Leben auch Geld verdienen?

Ja, klar. Mit zunehmender Professionalisierung der Wettbewerbe, dem wachsenden Interesse der Zuschauer*innen und den damit einhergehenden Sponsoren- und Partnergeldern kann man als eSportler*in schon ganz gut leben mittlerweile.


Haben Sie manchmal auch Sorge um einzelne Spieler*innen, die außer dem Spiel gar nichts mehr kennen. Ist Spielsucht in der Szene ein Thema?

Ehrlich gesagt gar nicht, nein. Als eSportler*in betreibt man das Spielen ja nicht exzessiv, sondern mit einem klaren Plan und Zielen. Da findet also keine Realitätsverdrängung statt, sondern sogar eher eine Realitätsmaximierung. Folglich ist »Zocken« auch ganz grundsätzlich ungleich »eSport betreiben«. Der Ansatz ist einfach ein anderer. »Zocken« macht man gerne mal nebenbei, als Freizeitbeschäftigung oder Entlastung, sich in einer anderen Welt als der Realität bewegen. »eSport« hingegen hat immer den kompetitiven Ansatz, sich und sein Spiel zu verbessern, alles geben, konzentrierter Wettkampf.


Haben Sie für sich Regeln dafür, dass das echte Leben nicht zu kurz kommt?

Nö. Ich hatte schon immer ’ne recht klare Struktur und fahre damit seit nun ziemlich genau zehn Jahren auch ganz gut.