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»Als würden Sie da täglich einen Kasten Bier reinstellen.«

Elternabend in einer Internet-Suchtberatung

Könnten Sie bitte das Handy ausmachen?«, fordert Gordon Schmid einen Vater auf, der sich Anregungen des Elternabends in der Caritas-Beratungsstelle auf seinem Smartphone notiert. Der Vater guckt etwas verdutzt, weil er doch gar nicht spielt, sondern sich sogar Ratschläge notiert. Auch für ihn ist handyfreie Zeit noch etwas Neues – Offline-Tage, die Familien verabreden können, an die sich dann aber alle halten müssen, nicht nur die Jugendlichen.

»Auch bei Alkohol war es wichtig durchzusetzen, dass Wasser auf dem Tisch normal ist«, erläutert Schmid. Nebenbei macht er den Eltern klar, wie sehr sie mit ihrem Vorbild das Verhalten ihrer Kinder prägen.

»Was können wir tun?«, bleibt die große Frage der Eltern an diesem Abend. »Letzten Endes verlieren wir doch immer«, klagt eine Mutter. »Dranbleiben, nicht aufgeben, weiter unbequem sein«, rät Lost-in-Space-Leiter Schmid. »Auf Spielzeiten einigen oder auch vorgeben. Da bekommen Sie auch Widerstand.« Gordon Schmid kennt die Sorgen der Eltern nur zu gut. Für nichts anderes legen sich Eltern so ins Zeug wie für ihren Nachwuchs. Nichts anderes bringt sie deshalb so aus der Fassung wie Kinder, die sich selbst gefährden. Trotzdem zeigt er weiter die Dinge auf, die Eltern besser lassen: »Ein Computer im Kinderzimmer ist so, als würden Sie da täglich einen Kasten Bier reinstellen.« Gordon Schmid lässt die Eltern nicht aus ihrer Verantwortung, auch wenn er weiß, dass solche Ratschläge nicht alle Probleme lösen. Manchmal verlieren Eltern ihre Kinder an den Rechner. Das ist sehr selten, kommt aber vor. Auch klare Regeln sind keine Gewähr dafür, dass sie von den Kindern nicht hintergangen werden. Doch für die Eltern an diesem Abend bleibt dies eine schier unerträgliche Vorstellung: Ihre Kinder ins Unglück rennen zu sehen und nichts tun zu können.

Eine Mutter berichtet, dass sie mit ihrem Sohn verabredet hatte: »Nach zwei Stunden ist Schluss.« Doch die Verabredung war das eine, dass Schlussmachen nach zwei Stunden etwas ganz anderes. »Er ist selbst dann noch eklig, wenn es eine ganz klare Regel ist«, beschwert sich die Mutter. Schmid fragt Carsten (Name geändert), einen trockenen Ex-Spieler: »Hast du gelogen?« – »Klar, immer«, antwortet Carsten und ergänzt. »Lügengespinste gab es allerdings schon vorher in meinem Leben.« – »War an deine Vernunft zu appellieren?« fragt Schmid nach. – »Nein, mit Reflexion hatte ich es damals nicht so.«